Riten und Feste
Die vier wichtigsten Feste orientieren sich am Sonnenlauf und ergeben den Jahreskreis:
Sigrblot / Frühjahrs - Tag-und-Nacht-Gleiche , um den 20./21. März
Sigrblot ist ein sehr altes Fest. Wird zur Frühjahrs Tag- und Nachtgleiche 3 Tage lang gefeiert. Das Licht hat über die Dunkelheit gesiegt. Die Tage sind nun länger als die Nächte und der Frühling (Lenz) hält seinen Einzug. Das Fest ist Freyja gefeit als Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin. Es ist auch die Zeit der ersten Thing`s / Versammlungen des Jahres. Die Feuer symbolisieren mit ihrem Licht und ihrer Wärme die wiedererstarkende Sonne nach der langen und dunklen Winterzeit. Entsprechend ausgelassen werden diese Feierlichkeiten mit reichlich Alkohol begangen.
Mittsommer / Sommersonnenwende, die Nacht zum 21. Juni
Die Nacht zum 21. Juni ist die kürzeste Nacht des Jahres und markiert den Beginn des Sommers. Vielerorts finden Feiern statt, die den Sommer und die Sonne, die nun ihren höchsten Stand erreicht hat, mit Feuern begrüßen. Solche Feste waren in Europa bei Kelten, Germanen und Slawen bekannt. Die Sonnenwende markiert im Mythos einen Höhe- und Wendepunkt. Die germanische Sage weiß von Siegfried zu berichten, der von Hagen zur Sonnenwende getötet wird. Siegfried ist der strahlende Sonnenheld, der tagsüber unüberwindlich ist. Mit der Sonnenwende verliert er Macht und Leben. Damit ist aber kein Tod im eigentlichen Sinne gemeint, vielmehr darf auf eine Wiederkehr gehofft werden und tatsächlich zeigt der Jahreslauf, daß dem Absterben im Herbst und der toten Zeit des Winters im Frühjahr neue Fruchtbarkeit folgt, die sich im Sommer zur ganzen Pracht entfaltet und der Zyklus weitergeht.
Erntedank / Herbstopferfest / Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche, 23. September
Erntedank wird zur Herbst Tag- und Nachtgleiche 3 Tage lang gefeiert. Hier wird den Göttern für die Ernte gedankt, Balder sinkt in die Unterwelt und Iduna, die Göttin der Jugend, wird von den Riesen entführt, was das Ende der Götter einleitet, denn sie ist die Hüterin der heiligen Äpfel, die den Göttern ewige Jugend und Unsterblichkeit schenken. Daher wird als Opfer der letzte Apfel am Baum hängen gelassen. Außerdem gibt es als Opfer an den Gott Frey einen Eber zum Erntedankschmaus und es wird das „Wodelsbier“ gebraut zu Ehren Wotans (Odin). Aus den letzten Korngarben auf dem Felde wird der Erntedankkranz geflochten. Auch wurde für Odins Pferd Sleipnir ein Büschel Korn stehengelassen: „für Wotan sein Pferd“. Ein weiterer Brauch war/ist das Binden eines Kornbüschels mit bunten Bändern, als Opfer für die Fruchtbarkeitsgöttin Freya. Auch hing man sich ein Büschel Korn oder Hafer mit Bändern gebunden in die Wohnstube, als Dankopfer für Thor.
Mittwinter / Julfest / Wintersonnenwende, die Nacht zum 21. Dezember
Die Nacht zum 21. Dezember ist die längste des Jahres, danach werden die Tage wieder länger, ehe zur Sommersonnenwende der Trend umgekehrt verläuft. Über den Termin ist viel diskutiert worden. Da meist wert auf den 6. Hartung gelegt wird , lassen auch manche Heiden das Fest erst am 25. Julmond beginnen (also mit der „heiligen Nacht“ vom 24. auf den 25.), so dass sie aber 13 Nächte erhalten. De Vries schreibt, daß Mittwinter und Julfest nicht zu trennen seien. Von daher verlege ich den Beginn auf die Nacht, die dem Tag der Wintersonnenwende vorausgeht - und zwar der Wintersonnenwende in moderner Zeit, unabhängig davon, wann und vor welcher Kalenderreform die Sonnenwende in früherer Zeit begangen wurde. Meist ist das also die Nacht vom 20. auf den 21. (dem Tag der Sonnenwende), also Mittwinter. Mittwinter ist der Beginn des neuen Sonnenjahres, nun werden die Tage wieder länger und die Sonne wird bald wieder mehr „Kraft“ haben. Die Zahl 12 hat damit zu tun, daß das Mondjahr mit 354 Tagen eben diese zwölf Tage kürzer ist als das Sonnenjahr. Zum Ausgleich mußten Tage dazwischen geschaltet werden. Deshalb spricht man auch von der Zeit zwischen den Jahren, einer Zeit, die nicht so richtig zum Jahreslauf dazugehört und mit der man deshalb allerlei magisches verbindet. Die Nacht vor der Wintersonnenwende, also meist vom 19. auf den 20. Julmond, wird auch als Mütternacht (modraneht) bezeichnet. Die Mütter, das sind weibliche Ahnen, auch Disen genannt. Der Begriff Mütternacht weist nicht auf eine „Große Göttin“ hin, die zu Mittwinter ein „Sonnenkind“ gebärt. Träume in dieser Nacht sollen prophetische Qualität haben. Diese Nacht bzw. der Tag vor dem Julfest sind der Frigg geweiht. Nach dieser Rechnung endet das Julfest am 1. Hartung. Der 2. Hartung ist wiederum ein Friggatag, der Tag, an dem die Hausarbeit, die während der Zwölfnächte ruhte, wieder beginnt. Man sieht, daß Frigg (die auch mit Frau Holle / der Berchta in Verbindung gebracht wird, s.u.) das Julfest sozusagen umrahmt, was auf den privaten, sippeninternen Charakter der Zwölfnächte hinweist. Da die Arbeit ruht, ist das Julfest eine Zeit der Einkehr und des Rückblicks auf das vergangene Jahr (Julfrieden). Nordische Quellen lassen erkennen, daß die Julzeit um die 2 Monate dauerte und erst Mitte Hartung endete (evtl. zum Neumond dieses Monats). Nach der dunkelsten Nacht wird die Geburt des Lichtes gefeiert. Die Tage werden länger und es darf auf neues Leben gehofft werden.
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Weitere Feste
Winternacht 14. November
Winteranfang. Beginn des weiblichen Mondjahres. Der 14. ist das astrologisch richtige Datum. Die Germanen dachten damals, dass die Natur stirbt, deshalb wurde den Ahnen, Göttern und den Toten gedacht, indem sie Opfer brachten. Sie schmückten die Gräber mit Getreide, Nüssen, Brot und anderen Sachen; oder am Abend wurde den Elfen auch ein Tellerchen mit Brei hingestellt, wie auch zu Jul. Es wurden keine menschlichen Opfer gebracht, hingegen aller Behauptungen. Die Krieger in Walhall wurden gerufen, um in der bevorstehenden Götterdämmerung auf Seiten der Götter zu kämpfen.
Hörmeitidr - Leinernte 2. Vollmond nach Mittsommer
Wird zum 2. Vollmond nach Mittsommer gefeiert und hat die Geschichte, daß der gemeine Loki Thor’s Frau Sif, die Wachstumsgöttin, die Haare abschneidet, die die reifen Getreidehalme symbolisieren. Jetzt in der Sommerglut wird also das Korn geerntet und nun ist es auch am meisten durch Hagel und Unwetter gefährdet. Thor wird um gutes Wetter bei der Ernte angerufen. Auch hier werden Kräuterbüschel geweiht und dabei die Heilgöttinnen Eir angerufen.
Perchtenfest - Hartung 2. Januar
Die Perchtenumzüge finden am letzten Tag der Rauhnächte statt. Nach Ende der Rauhnächte beginnt das neue Jahr, das mit dem Umzug begrüßt wird. Dabei ziehen 12 häßliche, die das alte Jahr symbolisieren, und 12 schöne Perchten, die das neue Jahr symbolisieren, mit. Über sie wacht die Erdgöttin Frigg.
Fröblot - Fastnacht 28. Januar
In diesem Fest wird besonders Freyer, der Licht- und Fruchtbarkeitsgott, angerufen. Das Fest beginnt mit einem großen Feuer auf einem Berg, indem eine Strohpuppe verbrannt wird, die den Winter darstellen soll. Es wird viel gelärmt, um so den Winter auszutreiben. Gleichzeitig wird den Disen geopfert, um Fruchtbarkeit für die Felder zu erlangen. Auch das Vieh wird mit Hasel- und Birkenzweigen berührt, um fruchtbar zu werden.
Thisafest - Fest 1.Februar
Wurde bei den Nordgermanen sieben Tage gefeiert zu Ehren der Göttin der Gerechtigkeit.
Odinsfest - Fest 27. März
Ein Fest zu Ehren des Göttervaters. Auch Kriegsfest, bei dem die Germanen um den Sieg über ihre Feinde anriefen.
Hohe Maien 2. Vollmond nach Sigrblot
Zur 2. Vollmond nach Sigrblot wurde Hohe Maien 12 Tage lang gefeiert. Dem genauen Termin gehen die 9 Walpurgisnächte voraus, die ihren Namen von den heiligen Wallburgen haben zu denen gewandert wurde, um dort die heiligen Feuer zu entfachen und zu feiern. Hier wird die Vereinigung Odins mit der Erdgöttin Frigg gefeiert, durch diesen Akt beginnt es überall zu Grünen und zu Blühen. Es ist das Fruchtbarkeitsfest. Es fanden Jungfernversteigerungen statt, wo sich die jungen Männer ihre Braut ersteigern konnten. Natürlich mussten die Mädchen nicht teilnehmen - alles auf freiwilliger Basis. Junge Paare wälzten sich nackt im Tau auf der Wiese, um die Fruchtbarkeit der Natur auf sich zu übertragen.
Wandelmond
Dieses Fest hängt mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mit dem vorausgegangenen Sigrblot zusammen. An diesem Tag war es üblich, mit anderen Scherze zu treiben.