21.08. - 24.08.2003 New Order 2003

Mythodea

Der Ruf erklang weithin und die Händler berichteten von einem neuentdeckten Land in dem es große Reichtümer gäbe. Viele Völker und Reiche schickten sich an Schiffe auszurüsten, um ihren Anspruch geltend zu machen und die Reichtümer für sich zu erlangen. Auch Glücksritter und Friedlose sahen ihre Chance gekommen das eine oder andere Stück Silber zu verdienen. Dies waren die Informationen soweit sie mir bekannt waren, als es in Hornwalls Landen zu einem Treffen der Hersen kam, auf dem sie beschlossen eine Gruppe tapferer Männer und Frauen zur Sammelstelle des großen Heeres der Nordleute zu entsenden. Das Ziel war klar und einfach: Die sagenhaften Reichtümer Mythodeas zu plündern.
So brachen wir mit unseren Langschiffen zu dem neuen Land auf und erreichten es nach langer Fahrt. Vor uns waren schon einige Schiffe eingetroffen und so fanden wir eine Siedlung am Fuße einer schwarzen Pyramide vor. In den Tagen, in denen wir unser Lager befestigten, hörten wir ständig von Neuankömmlingen, darunter auch ein großes Heer an Schwerbewaffneten und Hochgerüsteten. Es bildeten sich schnell einzelne Lager, die sich zur Aufgabe machten einem Element zu folgen, um die formelle Herrschaft über Mythodea zu erlangen. Da waren die Lager Feuer, Wasser, Luft, Erde und Magie. Jedes dieser Lager stellte einen Aspiranten auf den Titel des Archon und der Nyame. Aber da fragt besser einen Gelehrten oder Goden, ist alles etwas zu undurchsichtig für mich als einfachem Kämpfer gewesen. Zu diesen Elementarlagern gesellten sich noch das Lager der Söldner, die Allianz, die Waldmenschen, die Orks mit ihren Verbündeten Drow und wir. Dank unseres Baumeisters Herdur und der Hilfe aller Verfügbaren war unsere Befestigung ein Meisterwerk seiner Kunst. Viele Boten und Gesandte aus anderen Lagern kamen und zeigten sich beeindruckt. Doch will ich nicht vorgreifen in der Erzählung, denn gleich nachdem die Festung des großen Heeres stand, kamen alle Hetleute der vertretenen Gruppen zusammen und wählten nach altem Brauch den Heerkönig, der uns Ruhm und Reichtum bringen sollte. Erwählt wurde Hjassir Fjoreson, Hetmann des Roten Stieres. Um die Wache möglichst effektiv zu gestalten wurde Armas Hornwallson zum obersten Wächter ernannt und damit Hornwall zur inoffiziellen Wache, unterstützt von einigen Vertretern anderer Gruppen. Nun wurde schnell ein Netz an Beziehungen geknüpft und Informationen eingeholt. Viele Boten kamen und gingen während der ersten Zeit. Doch nicht jeden ließen wir hinein, denn es galt zu verhindern, dass sich Spione und Meuchler einschlichen. Die Informationen, die wir vernahmen waren spärlich, aber es wurde bekannt, dass die Truppen der Allianz, ihrer Rolle als Gesetzeshüter und Gerechtigkeitsbringer entsprechend, den Frieden wahren wollten. Auch vom Lager der Orks und Drow berichteten unsere Kundschafter und die Boten anderer Lager. Damit waren zwei unserer Hauptfeinde ersichtlich und der Heerkönig beriet sich lange mit den Hetmännern. Zu unser aller Freude hieß es, dass wir das dunkle Geschmeiß vom Angesicht Mythodeas tilgen wollten und so rüsteten wir uns und zogen aus zur ersten Schlacht, unterstützt durch die Söldner.
Unterwegs trafen wir auf Truppen der Allianz, die scheinbar auch einigen Ärger mit Lokis Schöpfungen hatte und sich uns, wie viele Kämpfer aus verschiedenen Lagern, anschlossen. Die Belagerung war ein blutiger Kampf, doch Tyrs Faust in Gestalt des Heeres zerschmetterte die Orks und ihre Feste. Nach dem Gemetzel mit den Orks sollten auch die Drow vom Angesicht Mythodeas getilgt werden, doch diese verkrochen sich feige in ihren dunklen Hallen unter der Erde und ließen den Eingang einstürzen mit ihrer dunklen Magie. Wir plünderten das wenige, was die Orks besaßen und kehrten in unsere Festung zurück. Bei einem meiner Ausflüge in die Siedlung bei der Pyramide bekam ich den Eindruck, dass unser Angriff auf die dunklen Kreaturen uns Freundschaft und Respekt in den anderen Lagern eingebracht hatte. Doch als ich von diesem Ausflug zurückkehrte war das Heereslager in heller Aufregung. Was war geschehen? Die Palisade und einige Zelte wiesen zum Teil starke Brandspuren auf und Rauch hing noch über dem Lager. Mir wurde berichtet, dass einige Feuerdämonen plötzlich im Lager auftauchten und sofort damit begannen alles zu verbrennen. Nur mit großem Aufwand und Mut gelang es diese Monstren zu vernichten und die Brände zu löschen. Doch wer hatte es gewagt uns derart hinterhältig und feige zu attackieren? Schnell schickten viele andere Lager Gesandte und Heiler, als sie von dem Angriff hörten und das Lager des Wassers schickte sogar eine gerüstete Einheit zu unserer Hilfe. Nach einigen diplomatischen Unterredungen, von denen ich nichts genaues berichten kann, war klar woher der Angriff kam. Die Hexen der Drow hatten das Element des Feuers angerufen, uns zu vernichten. Die Reparaturarbeiten zogen sich ein wenig hin, doch bald stand unser Lager sicherer als zuvor. Doch ein wenig Missmut und Rastlosigkeit lag in der Luft. Die Männer des Heeres wollten endlich die großen sagenhaften Reichtümer erkämpfen, wegen denen wir da waren. Eines Abends rief der Heerkönig die Hetmänner zusammen und teilte ihnen mit, dass in den Morgenstunden mit Sonnenaufgang das Lager der Allianz angegriffen wird. Zur Unterstützung standen nur die Söldner auf unserer Seite und es herrschte absolute Geheimhaltung. Dieses wurde leider auch zwei Zeitungsmännern zum Verhängnis, die es irgendwie geschafft hatten, in das Thingzelt vorgelassen zu werden und die Beratungen über den Angriff mitbekamen. Unser Plan blieb geheim und am folgenden Morgen, mit dem Aufgang der Sonne griffen wir an. Da ich leider die Nacht vor dem Angriff zur Wache eingeteilt war, rückte ich nicht mit aus und kann daher nur berichten was mir erzählt wurde. Der Angriff verlief erst wie geplant und das Heer durchbrach die Palisade und öffnete den Söldnern das Tor. Daraufhin entbrannte das Chaos. Wo man auf Kämpfer der Allianz traf kam es zu Scharmützeln und es schien, als würde die Allianz hinweggefegt. Jedoch sammelten wohl einige Führer versprengte Allianzkämpfer und es entbrannte eine heftige Rückzugsschlacht, bei der viele ihren Platz in Walhall erkämpften. Besonders hervorzuheben sei an dieser Stelle der Mut und die Aufopferungsbereitschaft der Sachsen, mögen sie einen guten Platz an der Tafel Odins haben!
Ich erwachte aus dem Schlaf durch den Schlag der Alarmglocke und die Rufe im Lager. Die Allianz rückte an und es muss wohl einige Verhandlungen gegeben haben über einen Gefangenenaustausch. Doch hier war der Heerkönig unerbittlich und die Gesandtschaft der Allianz rückte wieder ab. Ein weiteres Mal erklang der Alarm, denn unsere Späher berichteten, dass sich vor dem Lager der Allianz Truppen in großer Zahl sammelten und Belagerungswerk bereitgemacht würde. Die Zeit ging ins Land und ungeduldig warteten wir in unserer Festung. Dann erklang die Glocke ein drittes Mal und der eindrucksvolle Heereszug der Allianz zog heran. Angesichts dieser gewaltigen Übermacht sahen wir uns alle schon an Odins Tafel sitzen, doch es sollte anders kommen. Die Belagerung entbrannte und die Wogen der Schlachtreihen brandeten gegen die Palisade. Lange vermochten wir ihnen Einhalt zu gebieten mit kochendem Wasser, Ballisten, Speerwerfern und Bogenschützen. Schließlich brach das Tor und der Turm stürzte ein. Fast zeitgleich befahl der Heerkönig den Ausfall und mit lautem Gebrüll stürzten wir uns auf unsere Feinde. Die Macht unseres Ausfalls trieb die Gegner etwas zurück und eine blutige Schlacht entwickelte sich. Gerade in dem Moment, als das Glück sich zu unseren Ungunsten zu wenden schien, traten Einheiten der Söldner und der Elementarlager in den Kampf ein und eröffneten eine zweite Front. Zwischen diesen Fronten wurde der Troß der Allianz zerrieben und die Überlebenden flohen. Schnell wurde ein Trupp aufgestellt, der die Gefangenen des morgendlichen Überfalls befreien und Danegeld von den Überlebenden erpressen sollte. Als dieser Trupp zurückkehrte berichteten sie, dass wohl feige Orkbanden und Plünderer die Gelegenheit nutzten, um ihrerseits das Lager der Allianz anzugreifen. Kurz darauf kam die Kunde auf, dass große Teile der Allianztruppen ihre Schiffe betreten und abgelegt hätten. Somit war der diktatorische Frieden der Gerechtigkeitsfanatiker gebrochen und die Elementarlager waren nun frei in ihren Handlungen. Es geschah viel von dem ich nicht berichten kann, da wir ja nicht in den Streit ums Land eingriffen. Am Ende jedoch zogen wir für den Archon des Wassers ins Feld, zumindest diejenigen unter uns, die noch kämpfen konnten. Die letzte Schlacht war schnell geschlagen und die Übermacht besiegte den Archon des Feuers und seine Verbündeten. Wir bekamen von den Siegern einen Handelshafen zugesprochen für unsere Hilfe und Armas Hornwallson entschloß sich diesen zu bewirtschaften und nicht mit uns zurückzukehren. Vielleicht profitieren wir ja so von den sagenhaften Reichtümern Mythodeas, die uns umso sagenhafter erscheinen, da der Plünderzug doch recht mager ausfiel. Trotz des wenigen Danegeldes hat der Heerkönig Hjassir Fjoreson klug und umsichtig gehandelt und uns Ruhm und Ehre erstritten. Die Bedingungen waren schwierig, da mächtige Wesenheiten die Lager der Elemente schützten und auch alle anderen nicht zu unterschätzende Gegner waren. Doch die Götter waren auf unserer Seite! Bevor wir Mythodea verließen feierten wir noch die Hochzeit des Hidolfr Fjoreson und hielten eine Zeremonie mit Feuerbestattung unserer Toten ab. Nun, da schon einige Zeit verging, denke ich nicht, dass das große Heer noch einmal in Mythodea einfallen wird. Aber wer weiß schon, was die Zukunft bringen wird…
Da es doch schon einige Zeit her ist, bitte ich Ungenauigkeiten zu entschuldigen. Es geschah noch so viel mehr als das von dem ich berichtete und viele mutige Männer leisteten heldenhaftes. Doch das möge ein Skalde in einem seiner Lieder berichten, denn dazu fehlt mir das Geschick.

Text: Norman Gross